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Matt Haig "Wie man die Zeit anhält" 3,5/5

 

dtv Verlag 2018 (Erstausgabe)

 

380 Seiten

 

Schopenhauer: " Jeder sieht die Grenzen seines Gesichtsfeldes, als die Grenzen der Welt an."

 

Estienne Hazard, am 3. März 1581 geboren. In den  vielen Jahrhunderten meist als Tom Hazard bekannt. 

Er wuchs in Suffolk (England) auf.  Mit 18 Jahren bemerkte seine Mutter die Andersartigkeit ihres Sohnes. Ein genetischer Defekt, der ihn langsamer altern lässt. Zu diesem Zeitpunkt stirbt ein Dorfbewohner und die Menschen werden misstrauisch. Seine Mutter wird der Hexerei beschuldigt und durch einen "Hexenjäger" , Manning, geschnappt und vor dem noch jungen Tom ermordet.

 

Er flieht und verliert jede Hoffnung an sich und die Menschen um ihn herum, bis er seine Liebe Rose kennenlernt. Mit ihr verbringt er einige Jahre. Sie heiraten 1607 und bekommen ein Mädchen namens Marion. 1623 verstirb Rose an der Pest und Marion verschwindet auf unerklärliche Weise.

 

200 Jahre vertraut er sich niemandem an, sucht seine Tochter bis er 1860 beschließt, zu einem renommierten Arzt Dr Hutchinson zu gehen. Er erscheint dort als Edward Cribbs und erzählt ihm seine Geschichte. Dieser glaubt ihm kein Wort, erklärt ihn für verrückt und schmeißt ihn kurzerhand aus seinem Haus.  

30 Jahre später sucht er diesen Arzt erneut auf und nun glaubt er ihm, da er um kein Jahr älter aussieht. Edward (Tom) erkennt seine Chance und ist glücklich diesen Schritt gemacht zu haben, bis 13 Tage später der Doktor Tod in einem Fluss aufgefunden wird. Wer steckt dahinter?

 

HEUTE ist Tom ein Geschichtslehrer der Klasse 7, leidet an ständigen Kopfschmerzen, schläft kaum mehr als 3 Stunden und gehört der Albatros Gesellschaft an. Ein Club der Langlebigen. Regeln dort sind, keinen Arzt aufsuchen, alle 8 Jahre einen Auftrag erledigen um dann dafür eine komplett neue Identität zu bekommen. Die wichtigste Regel aber ist es, sich nicht zu verlieben.

Doch Tom trifft auf eine Kollegin und verliebt sich nach hunderten von Jahren neu.

Nun sitzt er zwischen 2 Stühlen. Möchte er weiter für Hendrich (der Älteste unter den Albas und Mentor über alle im Club) arbeiten und somit weiter auf die Hilfe der Gesellschaft hoffen um seine geliebte Tochter wiederzufinden? Diese "leidet" natürlich auch an der seltenen Krankheit. Oder entscheidet er sich für Camille, die Französischlehrerin.

 

Als Tom im HEUTE einen, für sich letzten Auftrag von Hendrich entgegen nimmt, trifft er einen alten Freund aus den Anfängen seiner Jugend. Den ersten Mensch den er kennenlernt, der sein Leiden teilt, sich ihm offenbart und sie beide eng verbindet. Er muss Omai in die Gesellschaft bringen, verweigert dieser den Wunsch, muss Tom ihn töten.

Dieses Treffen ändert für Tom alles. Er muss sich entscheiden. Als dann seine Tochter auch noch wie ein Geist aus heiterem Himmel mit einer Pistole vor ihm steht, hat Tom keine andere Wahl. Er muss handeln.

 

Dieses Buch nimmt uns mit auf eine gewaltige Zeitreise durch die Geschichte. Ob es das gemeinsame Essen mit Shakespeare ist, Hitlers Weg zu Macht oder vom spanischen Bürgerkrieg erzählt. Man erfährt immer wieder kleine Details über wichtige Persönlichkeiten. An sich ist die Idee des Buches, ein Leben ohne zeitliche Begrenzung und mit der Möglichkeit wichtige Entwicklungen im Weltgeschehen mitzuerleben grandios. Eigentlich. Da das Buch recht kurz ist wird vieles weniger als Oberflächig angekratzt. Was teilweise sehr schade ist. Auch finde ich diese ständigen Zeitsprünge nicht optimal. Erst ist man im Jahr 1860. Ein Kapitel später im Jahr 1623 und um dann wieder am Anfang der Geschichte zu stehen. Auch spielen die Kapitel immer wieder in der heutigen Zeit. Matt Haig verwebt dies zwar geschickt, dennoch muss man diese Abfolge mögen.

 

Der Kernpunkt des Buches bezieht sich auf den Wert der Zeit. Der Leser soll sich damit befassen und nachdenken. Macht es Sinn lange zu leben, wenn man doch meist den Weg alleine bestreiten muss, wenn man immer und immer wieder erkennen muss, das die Menschheit, wie eine kaputte Schallplatte, ständig dieselben Fehler begeht. Tom verneint dies meist, aber der Wille seine Tochter zu finden treibt ihn vorwärts.

 

Das Buch hat für mich wenig Spannung aufgebaut. Man ahnt schon recht früh auf was die ganze Handlung hinaus laufen wird. Schlüsselszene war ca in der Mitte des Buches. Der Schreibstil von Matt Haig ist dennoch klar und flüssig und vor allem sehr philosophisch.

 

Im Großen und Ganzen hat mich das Buch nicht ganz überzeugt und ich finde man muss es nicht zwingend gelesen haben.

 

Das Cover ist trotz allem eine Wucht :-D

 

Danke für das Lesen meiner Empfehlung.

 

Eure Verena 

  

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